Von der Wohnzimmerecke in den eigenen Laden – ein selbstgemachter Erfolg
Meine Interviewpartnerin ist heute Stephanie Lindner von LUYA ARTS AND CARDS, eine bezaubernde Künstlerin, die aus ihrem Hobby ein erfolgreiches Geschäft gemacht hat.
Herzlich Willkommen Stephanie, hier sind meine Schlüsselfragen für dich:
1.) Farben, Kreativität und die Liebe zum Detail ziehen sich wie ein roter Faden durch dein Leben – bist du selbst auch so eine bunte Erscheinung?
Ich selbst verbinde „bunt“ immer mit „auffällig“, „laut“ und „kontrastreich“. Wenn ich deine Produktbilder so ansehe fällt mir eine Vorliebe für zarte, eher zurückhaltende Pastelltöne auf – entspricht das auch deinem Wesen?
Nachdem mein Leben viele Jahre lang geprägt war von schwarz, grau, braun – so habe ich mich gekleidet und auch oft gefühlt – ist es jetzt bunt und ich nicht mehr so arg die schüchterne, graue Maus. Mittlerweile ist Farbe da und für mich persönlich sind tatsächlich pastellige Farben eine Form von bunt, wo manch anderer sagen würde, das ist schwach, dezent, kaum wahrnehmbar.
Ich bin das einzige Mädel in unserem Männerhaushalt und bringe schon dadurch Farbe in unser Leben. Ja, ich mag diese typischen Farben wie rosa, pink, lila, rot (wobei ich nie sagen würde, dass es nur Mädchenfarben sind). Aber sie müssen immer in Kombination mit neutraleren Tönen sein, so wirkt es für Außenstehende vielleicht nicht mehr so bunt. Daher ist mein Logo auch grau mit rosa in Kombination mit meinem Lieblingssymbol dem Stern.
2) Magst du uns erzählen, wie der Name LuYa entstanden ist?
2014 habe ich mich dazu entschieden mein Kleingewerbe anzumelden und wollte danndazu auch einen passenden Namen, womit ich mich aber sehr schwer getan habe. Es sollte etwas sein, das mir wichtig und Bestandteil meines Lebens ist. Aber auch die eigentlichen Produkte meiner Arbeit sollten – zumindest im Ansatz – ersichtlich sein. Meine Schwägerin war mir dann eine große Hilfe bei der Namensfindung. LuYa sind jeweils die beiden Anfangsbuchstaben meiner beiden Söhne – das Wichtigste in meinem Leben und immer ein Platz in meinem Herzen – ganz genau wie die Kreativität.
3) Du machst so wunderbar viele verschiedene Dinge – braucht man da nicht viel Platz für all die Materialien und Werkzeuge? Hast du eine Werkstatt, einen Raum nur für dich um deine Arbeit auszuleben, oder musst du jeden Tag deinen Schreibtisch aufräumen?
Ich stelle mir das vor wie so ein süßes Bastellädchen, mit vielen Schubladen, Regalen, Fächern voll mit buntem Krimskrams – ein Paradies für kreative Bastler. Ist das so?
In den Anfängen habe ich alle meine Aufträge in einer Ecke im Wohnzimmer bearbeitet. Der Schreibtisch war immer ein buntes Chaos und alle umstehenden Möbelstücke wie z.B. unser Esstisch wurde mit in Beschlag genommen. Mittlerweile teile ich mir seit fast 2 Jahren ein Büro mit meinem Mann. Teilen ist da aber auch wieder das falsche Wort, er hat eine kleine Ecke für seinen PC und ich nutze den gesamten Rest
Ich habe einen großen Eckschreibtisch, einige Regale und Kommoden für meine Arbeitsmaterialien. Meine Stempel und Papiere stehen offen einsehbar im Regal und ich stehe oft davor, um mir Ideen für ein Projekt zu holen, Papiere zusammen zu halten und zu schauen, ob es farblich passt. Auch auf und neben dem Schreibtisch sind viele verschiedene Ordnungssysteme, wobei ich gern zweckentfremde und z.B. ein Schraubensortierkasten für meine Charms nutze. Ich räume regelmäßig auf und um, um es für mich praktischer zu gestalten und habe das Glück, das ich abends nicht mehr alles wegräumen muss. Somit herrscht kreatives Chaos, aber damit lebe ich sehr gut – zumindest ein paar Tage und dann wird erstmal wieder Grundordnung geschaffen. Der Laptop muss immer Platz finden, da ich neben dem werkeln sehr gern Musik höre, Serien schaue und den Blog/ Shop und die Facebookseite pflege. Multitasking sozusagen.
4) Bei welchen Aufträgen hüpft dein Herz besonders hoch? Welche Materialien verarbeitest du am liebsten?
Die liebsten Aufträge sind die zum Thema Baby und Hochzeit. Man kann so herrlich viele kleine Details einarbeiten. Auch freue ich mich immer, wenn ich speziell auf den Empfänger abgestimmte Karten herstellen darf. Ich bekomme ein paar Stichworte vom Kunden, z.B. Beruf, Hobbies, Lieblingsfarbe und oder Anlass, personalisiert ja oder nein und habe dann freie Hand beim zusammenstellen. Und wenn hinterher die Aussage kommt, dass ich es perfekt getroffen habe, hüpft mein Herz <3
Ich versuche gern verschiedene Materialien zu verbinden, z.B. Papier und Stoff bei meinen Dekokränzen, oder auch vorhandene Dinge zu pimpen, um ihnen einen neuen Zweck zu geben. So gibt es z.B. auf meinem Schreibtisch Stiftebehälter und Tischpapierkorb aus alten Cappuchinopulverdosen, welche ein neues Gewand bekommen haben.
Und ich liebe „Streichelpapier“. So nenne ich Papier, welches erhabene Stellen hat, die spürbar weich oder mit Glitzer abgesetzt sind – Papier auf dem man etwas entdecken kann – sei es mit den Augen oder auch ganz einfach durch ertasten.
5) Sind deine eigenen Fotoalben und Notizbücher auch so toll gepimpt wie die deiner Kunden?
Leider nein , ich muss sagen, es fehlt mir tatsächlich ein wenig die Zeit, meine Kreativität auch voll und ganz im privaten Bereich umzusetzen. Man findet kleine Anfänge, ein handgemachter Kranz hängt auch an unserer Wohnungstür und ein Notizblock mit Blüten und Schmetterlingen ist in meiner Handtasche. Aber alles in allem ist es definitiv noch ausbaufähig.
6) Schreibst du selbst gerne bunte Karten an deine Liebsten? Und wenn ja zu welchen Anlässen? Und was steht in deinen Notizbüchern?
Ich habe tatsächlich ganz altmodisch einen Geburtstagskalender an meinem Schreibtisch und alle meine Lieben und Freunde bekommen von mir handgemachte Karten zum Geburtstag, zum Hochzeitstag oder z.B. wie mein Jüngster jetzt im Sommer zur Einschulung. Das gehört für mich dazu und sie werden innen auch immer alle per Hand beschrieben. Außerdem habe ich in diesem Jahr begonnen, einfach „nur mal so“ Karten zu versenden, zusammen mit ein paar lieben Worten. Und zu Weihnachten ist ein Kartengruß für mich einfach ein Muss. Und ja natürlich freue auch ich mich jedes Mal, wenn ich eine Karte aus dem Briefkasten holen kann – egal ob gekauft oder handgemacht.
Notizbücher nutze ich selbst gar nicht – maximal einen kleinen Block zur Gedankenstütze, damit nichts verloren geht, wenn ich unterwegs bin. Umso lieber verschenke ich dann die Notizbücher.
Um mehr meiner Karten selbst verschicken zu können, habe ich vor einigen Jahren mit Postcrossing (https://www.postcrossing.com/) begonnen. Im Normalfall werden dort Postkarten versendet. Bei mir bekommt der Empfänger aber eine handgemachte Karte im Umschlag, abgestimmt auf seine angegebenen „favourites“. Bis auf 1-2 Ausnahmen, gab es in über 5 Jahren weltweit nur positive Resonanz
7) Du hast zwei Lausbuben – basteln die auch so gerne wie die Mama? Lausbuben hört sich ja nicht direkt nach bastelnden Kindern an.
Oder ist deine Arbeit gleichzeitig auch dein Rückzugs- und Regenerationsort?
Ja doch, meine Jungs haben zumindest zum Teil etwas meiner Kreativität geerbt und basteln oder malen schon recht gern. Ich unterstütze sie auch in diesem Bereich, gebe ihnen Ideen und Material. Allerdings tue ich mich schon schwer, mit Kindern zu basteln – man mag es kaum glauben. Das Basteln der Laterne im Kindergarten klappte nur als Gemeinschaftsprojekt mit meinem Mann, und es gab auch keine selbst gemachte Schultüte zur Einschulung. Aber dies ist ein Punkt, den ich gern ändern mag, und will zumindest ab und an dem Basteln mit Kindern mehr Zeit widmen. Ich denke, es ist etwas sehr Wichtiges! Gerade in einer Zeit, wo Technik einen immer größeren Stellenwert einnimmt. Freie kreative Zeit und einfach drauf los gestalten soll sinnvoll gefördert werden. Einen Anfang mache ich in diesem Jahr mit einem Weihnachtsbastelprojekt in unserer Grundschule.
Das Basteln ist neben dem Nordic-Walking meine größte Ruhe- und Entspannungszeit, mein „runter kommen“ und zu mir selbst finden, Kraft schöpfen, Kopf frei pusten… Wenn ich Papier in den Händen habe, überwinde ich auch große Müdigkeitsphasen, einfach weil mich meist eine Idee nicht los lässt. Komme ich mal 1-2 Tage aufgrund anderer Termine nicht dazu, zumindest eine Stunde an den Basteltisch zu gehen, merke ich schon, dass mir etwas sehr fehlt.
8) Du schreibst auf deiner Webseite, dein Geschäft darf gerne noch größer werden – wie würde LuYa in deiner schönsten, kühnsten Vorstellung aussehen? Träum doch mal ein bißchen für uns!
Da sehe ich mich in einem kleinen Laden, wo ich produziere und verkaufe… im besten Fall zusammen mit einer kreativen Kollegin… ergänzt durch eine Leseecke, um gebrauchten Büchern ein zweites Leben zu geben. Einen gemütlichen Sitzbereich, (wo wir Getränke anbieten) denn mit einem Tee/ Kaffee, fließt bei mir die Kreativität gleich umso leichter. Und ich möchte die Möglichkeit einen kleinen Kursraum, um Kindern mit Wunsch nach Kreativität Raum geben zu können.
Das nenne ich doch mal einen guten Plan! Ich würde mir wünschen, dass du bald einen geeigneten Ort und eine ebenso ambitionierte Partnerin findest – es hört sich einfach nur genial an!
Ich danke dir für deine Zeit, und drücke dir fest die Daumen, dass sich dieses Projekt bald realisiert!